Delegation aus ukrainischer Partnerstadt Lviv besuchte kulturelle Einrichtungen in Würzburg

von Aytürk
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Kultur stärkt und verbindet

Es mag überraschen, dass ausgerechnet eine kulturelle Delegation aus Lviv, der ukrainischen Partnerstadt, in diesem Herbst zu einem Austausch nach Würzburg gekommen ist. Dabei ist die Erklärung von Marta Beshlei, Kulturreferentin von Lviv, ganz einfach: „Unsere Kultur sichert unsere Identität und wir müssen sie auch im Krieg bewahren. Sie ist eine Kraft, die Menschen hilft, auch unter schwierigen Umständen zu leben und menschlich zu bleiben. Sie ist auch ein Mittel, um uns gegenseitig zu unterstützen und füreinander zu sorgen.“ So unterstützt die Großstadt Lviv Künstlerinnen und Künstler aus den Regionen des Landes, die weitaus massiver vom Krieg getroffen sind, wie Charkiw im Nordosten. „Lviv möchte ein großes Haus für alle Künstler von dort sein, damit sie hier weiterarbeiten können“, erklärt die engagierte Kulturreferentin. Ebenso sponsert die Stadtverwaltung von Lviv Events mit freiem Eintritt.

Wie organisiert Würzburg Kultur und wo sind gemeinsame Ansatzpunkte beider Städte – mit diesem Ansinnen ist die Delegation, bestehend aus fünf Kulturexpertinnen aus Lviv, in die Domstadt gekommen. „Auch wenn Würzburg kleiner ist als Lviv, so ist es doch eine kulturelle Stadt mit reicher Vergangenheit“, bekräftigte Oberbürgermeister Martin Heilig, als er die Delegation aus der Partnerstadt begrüßte. Er lud sie zum Mozartfest ein, fragte aber auch nach Möglichkeiten, wie die kleinere Partnerstadt die größere im Krieg unterstützen könne. „Die Menschen sind sehr müde vom Krieg“, antwortet Beshlei, „aber wir haben keine andere Chance als weiterzumachen.“

„Weitermachen“ heißt hier: Impulse mitnehmen, um für die Zukunft zu planen und zu arbeiten. Austauschformate bilden eine Grundlage. Sie existieren bereits, beispielsweise zwischen den Musikschulen: Vom 2. bis 8. Dezember werden sich Studenten aus Lviv in Würzburg musikalisch an Weihnachtskonzerten der Sing- und Musikschule beteiligen. Die Delegation möchte die kulturelle Partnerschaft ausbauen in Zusammenarbeit mit Museen, Festivals, öffentliche Büchereien. Besonders interessiert sie die Wandlung einer Bibliothek von einer stillen „Bücheraufbewahranstalt“ zu einem lebendigen, dritten Ort, einem zweiten Zuhause für die Bürgerinnen und Bürger. Eine umfangreiche Aufgabe mag sich Lviv da stellen, die Großstadt besitzt 50 öffentliche Büchereien. Das straffe Drei-Tage-Programm in Würzburg führte die ukrainischen Frauen dann auch in die Stadtbücherei, wo sie der Leiterin Dr. Irina Turner – „um unsere Geschichte zu erklären“, wie auch zur Ausleihe für die hier lebenden Menschen aus der Ukraine – Boxen mit ukrainischer Literatur übergaben. Eine Führung in der Residenz, Gespräche mit dem Leiter des Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsreferats Benedikt Stegmayer, dem Leiter des Museums im Kulturspeicher, der Leiterin des Mozartfestbüros, in der Hochschule für Musik, in der Sing- und Musikschule und zum Abschluss mit dem Förderverein des StraMu rundeten den Aufenthalt in Würzburg ab und ein wenig Zeit, um den Brückenschoppen zu erleben, blieb auch noch. 

Der Besuch zeigte den Würzburgern: Lviv arbeitet machtvoll an der Zukunft. Die ukrainische Großstadt hat den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2030“ zwar nicht erhalten, doch die kulturellen Einrichtungen werden weiter ausgebaut. Auch dies ist ein Akt des Aufbegehrens gegen Russland und den Krieg. Zielgerichtet, beharrlich, charmant und – ein wenig trotzig.

Fotos: Claudia Lother

BU4: v.li.: Julia Spivak (Würzburg International), Marta Beshlei (Kulturreferentin Lviv), Oberbürgermeister Martin Heilig, Olga Mozil (Musikschuldirektorin in Lviv), Olha Khoma (Fachbereichsleiterin Bildung und Kultur Stadt Lviv), Svitlana Karpovych (Musikschuldirektorin), Marta Fedetska (Internationale Beziehungen Stadt Lviv).

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