Ausstellung beleuchtet zahlreiche Spuren und Überbleibsel des Kolonialismus
Kulturreferent Benedikt Stegmayer eröffnete im Oberen Foyer des Rathauses die Ausstellung „Würzburg und Kolonialismus: Gestern? Heute!“. Sie wurde in den letzten beiden Sommersemestern von 19 Studierenden der Julius-Maximilians-Universität und der Technischen Hochschule Würzburg Schweinfurt unter Federführung von Prof. Dr. Guido Fackler vom Lehrstuhl für Museumswissenschaft/Museologie erarbeitet.
Die Ausstellung widmet sich kolonialen Verflechtungen der Stadt und aktuellen Fragen rund um Rassismus, Macht und Erinnerungskultur. Die Themen reichen von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten über Kolonialrecht bis zu Alltagsrassismus und kolonialem Schulmaterial – kritisch beleuchtet und anschaulich präsentiert. Abwechslungsreich gestaltete Banner beleuchten, wie sich koloniale Ideologien in Alltagskultur, Bildung, Recht und Wissenschaft eingeschrieben haben – und wie sich diese Spuren bis heute auswirken.
Stegmayer sieht in der Ausstellung „einen wichtigen Beitrag zur Selbstreflexion in unserer Stadt: Sie ist ein sorgfältig kuratiertes Nachdenken über unsere Geschichte, über die Spuren, die der Kolonialismus in unserer Stadt und der Region hinterlassen hat und immer noch hinterlässt.“ Nach der Premiere auf dem Africa Festival wird die Schau auf Einladung Christian Schuchardts nun noch einem breiteren Publikum vorgestellt: „Das Rathaus ist der Ort der demokratischen Debatte, der Bürgerbeteiligung und der Auseinandersetzung mit den Fragen unserer Zeit. Wo, wenn nicht hier, sollte ein Betrachten unserer kolonialen Vergangenheit und Gegenwart stattfinden?“, lobte Stegmayer den Impuls, die Ausstellung auch im politischen Zentrum der Stadt zu zeigen.
Den „Machern“ dankte der Kulturreferent mit den Worten: “Dieses Projekt ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Wissen geschaffen, Bewusstsein geschärft und Diskurse angestoßen werden können. Die Studierenden und Wissenschaftler haben hier nicht nur ihr Fachwissen eingebracht, sondern auch ihre Kreativität, ihren Forschergeist und ihre Bereitschaft, sich mit komplexen und sensiblen Themen auseinanderzusetzen. Dafür gebührt ihnen unser aller Respekt und unser aufrichtiger Dank.“
Vizepräsidentin Prof. Dr. Doris Fischer sah die Ausstellung als ein gelungenes Beispiel für projektbezogene Lehre. Hier arbeiteten unterschiedliche Disziplinen fächerübergreifend zusammen an einem Projekt. Die THWS steuerte in der finalen Umsetzung das Kommunikationsdesign bei. Zudem fände man zum Kolonialismus nicht nur über die Geschichte, Museologie oder auch Psychologie (Stichwort Traumata) einen Zugang, sondern natürlich auch über die globalisierte Ökonomie. Sie beschäftige sich beispielsweise seit 20 Jahren mit der Rolle Chinas in Afrika. Hier werde gerne von einem neuen Kolonialismus gesprochen, aber ist dies wirklich eine angemessene Bezeichnung, ein zutreffender Vergleich, oder gar eine Verurteilung, die von „Ausbeutungen“ durch andere Volkswirtschaften ablenken soll? Auch dieser Frage könne man auf der aktuellen Ausstellung nachspüren.
Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Donnerstag von 8.00 – 18:00 Uhr und Freitag von 8:00 – 13:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Bild „Kolonialismus 1“
Großer Zuspruch im Rathaus bei der Vernissage zu einem sensiblen Thema: Zwei der Ausstellungsmacherinnen, Jana Sierig und Johanna Rieger (von links), erläutern den Gästen den Ansatz der Kolonialismus-Ausstellung, die auf konkrete Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher setzt und zur Vertiefung ein umfangreiches Begleitprogramm mit Stadtrundgängen und zahlreichen Vorträgen über den gesamten Juli im Angebot hat. Weitere Informationen unter: https://www.phil.uni-wuerzburg.de/museologie/ Foto: Georg Wagenbrenner