2014 war Würzburg eine der ersten bayerischen Kommunen, die einen Kommunalen Aktionsplan Inklusion verabschiedeten. Nach zehn Jahren erfolgte nun die Fortschreibung. Bei einem Festakt mit Beteiligten aus der Lokalpolitik, Führungskräften der Stadtverwaltung und der Inklusionslandschaft überreichte Sozialreferentin Eva von Vietinghoff-Scheel Oberbürgermeister Martin Heilig offiziell den 2. Kommunalen Aktionsplan Inklusion, mit dem sich ein Auftrag verbindet. „Mit der Veröffentlichung setzen wir ein deutliches Zeichen. Inklusion ist keine Vision von morgen, sondern Aufgabe und Verpflichtung von jetzt. Der 2. Kommunale Aktionsplan Inklusion ist Auftrag zur Veränderung für ein gleichbestimmtes Leben und Teilhabe. Inklusion und die Einhaltung der Menschenrechte sind nicht verhandelbar“, sagte Oberbürgermeister Martin Heilig bei diesem Anlass, begleitet von Applaus.
Rückblick auf die erste Phase
Der 2. Kommunale Aktionsplan Inklusion ist ein klares Bekenntnis zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und kein Endpunkt, sondern ein Arbeitsdokument, ein Startpunkt für die nächste Runde, wie die beiden städtischen Inklusionsbeauftragten Anke Geiter und Dr. Sandra Michel betonen. Bewegt hat sich seit 2014 viel: 180 Maßnahmen in sechs Handlungsfeldern wurden mit dem 1. Kommunalen Aktionsplan Inklusion verabschiedet und überprüft. 195 Dolmetschungen in Gebärdensprache fanden seitdem statt – zunächst nur für Veranstaltungen des Rathauses, später weiteten sich die Aufträge in die Stadt aus. 65 von 85 Straßenbahnhaltestellen wurden barrierefrei oder rollstuhlrampentauglich, ebenso 64 von 86 Wahllokalen, und 174 Stellungnahmen zu städtischen Bauvorhaben wurden aus Sicht der Inklusion gegeben. Es gab die 1. Würzburger Inklusionswochen im Jahr 2019, ebenfalls seit 2019 finden Informationsveranstaltungen zu Wahlen in einfacher Sprache statt, die Tourist Info im Falkenhaus wurde barrierefrei und erhielt die Zertifizierung „Reisen für Alle“. Das barrierefreie Taxi für alle, in das mit Rollstuhl eingefahren werden kann, wurde eingeführt. Die Toilette für Menschen, die auf Liege und Lifter angewiesen sind, wurde in der Gothengasse neu gebaut.
Einige Maßnahmen aus dem ersten Plan wurden umgesetzt, einige nicht konkret benannt, andere wiederum sind nur bedingt oder gar nicht umsetzbar, wenn sie außerhalb städtischer Entscheidungsbefähigung liegen. Also: „Es gab große Fortschritte und wir können auf ein Netzwerk vieler Engagierter setzen, aber es gibt noch viel zu tun“, so Dr. Sandra Michel. In einem breiten Beteiligungs- und Zielentwicklungsprozess nahmen die beiden Inklusionsbeauftragten für die Fortschreibung möglichst alle (neuen und noch aktuellen) Vorschläge mit und entwickelten daraus konkrete Ziele. „Es gibt Leitziele“, so die Erklärung von Anke Geiter, „die sozusagen die Haltung der Stadt charakterisieren, dann Handlungsfelder und weiter 87 konkrete Projektziele, an denen wir alle nun flexibel arbeiten möchten.“ Sie forderte die Anwesenden auf, aktiv im 2. Kommunalen Aktionsplan Inklusion Handlungspunkte zu entdecken. Die sechs Handlungsfelder sind übernommen worden: Bildung und Erziehung, Bauen und Wohnen, Arbeit und Beschäftigung, Mobilität, Gesellschaftliche, soziale und politische Teilhabe wie auch Kultur, Freizeit und Sport. Einige konkrete Projektziele daraus, beispielhaft aufgeführt, sind: Neuauflage der Würzburger Schulporträts unter Berücksichtigung von Barrierefreiheit und Inklusion, barrierefreie Naherholungsflächen, Zusammenarbeit der Stadt Würzburg mit dem Berufsförderungswerk BFW Würzburg im Hinblick auf die Gewinnung von Umschülern für die Stadtverwaltung, barrierefreier Umbau des Busbahnhofs, Einführung eines kommunalen Gebärdensprachavatars, Aufbau einer Prüfgruppe „Kulturtester“ für mehr Inklusion bei kulturellen Veranstaltungen etc. Bis 2028 sollen die Projektziele flexibel angegangen werden, geplant ist eine Zwischenevaluation Ende 2026/Anfang 2027. Klar ist aber auch, dass die UN-Behindertenrechtskonvention nicht alleine von der Stadtverwaltung umgesetzt werden kann.
Die Fortschreibung des Aktionsplans entstand auch dank der Beteiligung aller Dienststellen der Stadt Würzburg und der Eigenbetriebe. „Er entstand aus der Überzeugung heraus, dass Inklusion eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Denn Inklusion betrifft uns alle“, verdeutlichte Sozialreferentin Eva von Vietinghoff-Scheel. Und weiter: „Die UN verlangt, gewohnte Abläufe zu hinterfragen und zusammenzuarbeiten. Das haben wir hier getan und auch unbequeme Fragen gestellt. Aber das macht die Stadt gerechter für uns alle.“
Holger Kiesel, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, und Julian Wendel, Behindertenbeauftragter der Stadt Würzburg, verdeutlichten an diesem Nachmittag noch anhand von Beispielen die Notwendigkeit für Inklusion und das Auflösen von Barrieren auf Landes- und kommunaler Ebene.
Der gesamte 2. Kommunalen Aktionsplan Inklusion lässt sich unter https://www.wuerzburg.de/themen/gesundheit-soziales/aktionsplan-inklusion abrufen, Infos auch in leichter Sprache.
BU3: Ein weiterer Schritt hin zu erfolgreicher Inklusion: Sozialreferentin Eva von Vietinghoff-Scheel überreichte Oberbürgermeister Martin Heilig offiziell den 2. Kommunalen Aktionsplan Inklusion.

In der Pause konnten sich die Gäste aktiv an der Gestaltung eines Kunstwerks beteiligen, das Inklusion in der Stadt sichtbar macht.
Fotos: Claudia Lother